42 Stunden, vor allem nachts und am Wochenende

Das ist Augsburg:

Arbeitsagentur wollte 19-Jährige an Bordell vermitteln

Als Thekenkraft, wohlgemerkt, nicht als süßes Bi-Mäuschen. Trotzdem war's nicht okay, dass die Agentur bei der jungen Dame vorher nicht nachgefragt hat, ob sie überhaupt im Colosseum arbeiten würde. Das könnte ja unter ihrer Würde sein, wenn sie die Gäste stets mit ""Welcome to Colosseum FKK-Club" begrüßen müsste. Klar, dass da die Mutti schreit.

Zum Glück hat sich die Agentur inzwischen entschuldigt und ihren Fehler eingesehen. Peinlich ist das Ganze, was sollen bloß die Nachbarn denken? Dass da geschlampt wird? In Zukunft wird man zweimal prüfen, wen man wohin schickt. Denn: "Gerade bei einer Stelle im Rotlichtmilieu muss es passen."

Gastbeitrag: In Brandenburg II

Ein Gastbeitrag von Minna Millennium.

Man hatte noch nicht ganz die Türe des Fetischclubs passiert, da tauchte man in eine andere Welt. Gut gebaute Kerle, die sich schon im Eingangsbereich ihrer Hemden entledigten; Frauen, mit wippenden Hüften, die einen an die Hand nahmen und zur Bar begleiteten. Wir bestellten zwei große Kelche Wein. Ähnlich wie die 77er Oberföhringer Vogelspinne überraschte auch dieser Wein durch seine fruchtige Frische und hinterließ auf der Zunge ein blumiges Gefühl - und kein pelziges, wie man fälschlicherweise hätte vermuten können. Der Wein war tiefrot, vollmundig und anregend. Er benetzte die Lippen und ließ sie noch schöner, noch roter erscheinen.

Das Paar, mit dem wir verabredet waren, stand am anderen Ende der Bar. Auch die beiden tranken Wein. Unsere Blicke trafen und verknoteten sich. Jasper griff mir unter das Kleid, kniff mich in den Hintern und schob mich in Richtung der beiden. Mein Herz pochte. Meine Pupillen waren geweitet. Nicht vom Wein. Als wir den beiden gegenüberstanden, prosteten wir uns zu. Jasper küsste Tabea, ich küsste Toni. Unsere Zähne klackerten kurz gegeneinander. Und dann küsste ich Tabea. Danach direkt noch einmal Toni, weil es so schön war. Mit Tabea stand ich Arm in Arm. Umgriff wie selbstverständlich ihre Taille, lächelte sie vielsagend an und genoss das Ambiente im Allgemeinen und ihren Duft im Speziellen.

Im hinteren Teil des Clubs standen auch zwei Paar beieinander. Vermutlich Neulinge. Einer der Jungs trug ein hochgeschlossenes schwarzes Hemd samt Krawatte, der andere ein abgefahrenes „GIRLS GIRLS GIRLS“-T-Shirt. Fraglich, wieso man den in dem Aufzug reingelassen hatte. Eine der Frauen trug einen hochgeschlossenen Catsuit, die andere eine Corsage zu einem schwarzen Kleid. Süss, die Vier. Später gesellten sich noch mehrere Clubbesucher zu diesen zwei Pärchen. Wortfetzen wie „Steuererklärung/Polyethylen/Fendt/Hirschbraten und Ehevertrag“ drangen zu uns. Das sollte uns recht sein, denn so konnten wir die Themenräume für uns beanspruchen.

Zielsicher steuerten wir den Raum an, der über die einzige Matratze des Clubs verfügte. Wir ließen uns auf den weichen Untergrund fallen. Ich tauchte meinen Finger in mein Weinglas und leckte den Tropfen mit der Zunge ab. Erneut tauchte ich meinen Finger in das Glas und strich daraufhin Toni mit dem Wein-benetzen Finger über die Lippen. Für einen Moment glitt mein Finger in seinen Mund, ich spürte seine Zunge und seine Zähne, wie sie an meiner Fingerkuppe knabberten. Meine Erregung stieg. Beherzt griff ich Toni in den Schritt. Und nahm auch da Erregung wahr. Ich suchte Jaspers Blick, doch der war bereits mit Tabea verknäult.

Toni zog mich näher zu sich, ich griff in sein Haar und wir versanken in einen vielversprechenden Kuss. Kurzzeitig spürte ich Hände an meinem Hintern und gleichzeitig an meinen Schenkeln. Doch Toni zog mich so fest an sich, dass es mir nicht möglich war zu sehen, ob es Jaspers oder Tabeas Hände waren, die ich spürte. Unglücklicher Weise vereitelten die beiden Pärchen mit ihrem Gefolge ein weiteres Vertiefen der Situation, denn sie beanspruchten die Liegewiese für einen Legwrestling-Contest. Wir blieben trotzdem bis um drei Uhr.

Spät nachts am Telefon

Toni: "Hallo, wo bleibt denn mein Taxi? Das sollte schon vor einer Viertelstunde hier sein."

Taxizentrale: "Name?"

Toni: "Toronto."

Taxizentrale: "Da hab ich keinen Eintrag."

Toni: "Na toll. Könnten Sie ein neues Taxi schicken?"

Taxizentrale: "Ja, wohin?"

Toni: "Spatzenweg 54."

Taxizentrale: "Ah, Herr Toronto, Sie stehen da vor dem Club, oder?"

Toni: "..."

In Brandenburg

Was ist trauriger: ein lieblos eingerichteter Fetischclub oder ein fast leerer lieblos eingerichteter Fetischclub?

Die Antwort lautet: ein fast leerer lieblos eingerichteter Fetischclub, in dem die Hälfte der Gäste Biker sind. Solche Biker.

Wir hatten uns das anders vorgestellt, als wir uns mit den Hoppenstedts zur "Bi-Party" verabredeten. Der kleine Club schien die Fetisch-Oase der Stadt zu ein, nachdem sein großer Bruder schon vor Jahren schließen musste. Da wollten wir vier anderen Erwachsenen bei der Arbeit zuschauen und gleichzeitig Tabeas neues Korsett der breiten Öffentlichkeit vorstellen.

Leider bestand die Öffentlichkeit aus 14 zu dürftig bekleideten Zeitgenossen jenseits der 50, die uns kollektiv erschrocken anstarrten, als wir durch den Vorhang zur Bar gingen. Der Wein war schlecht, ebenso die große Spinne über'm Eingang. Für meinen Geschmack hing hier noch zu viel Deko von Halloween herum. Es gab die Standardausstattung für 50-Shades-Leser samt Streckbank, Käfig und Andreaskreuz, aber originell war das alles nicht. Und leer, leer war es.

Wir unterhielten uns ganz wunderbar mit den Hoppenstedts: vor der leeren Gefängniszelle, vor der verwaisten Liebesschaukel, am Rande der leblosen Tanzfläche und neben der unbenutzten Spielwiese. Ab und zu lief jemand an uns vorbei, offensichtlich auf der Suche nach Leben. Doch wir waren auf dem Mars.

Wir bleiben trotzdem bis um drei Uhr, weil die Hoppenstedts den Mangel an Fetischern durch ihre bunten Geschichten mehr als wett machten. Mit denen könnte man bestimmt auch gut durch Brandenburg fahren - vielleicht auf einem Motorrad? Und wenn wir zwischendurch unsere Ruhe wollen, gehen wir einfach in einen Club.

Ist klein und verpixelt...

...besser als nix? - Ein kleiner Guckkastenblick zurück in jene Nacht.




© tabsie pictures

Es geht auch ohne Orangina

Der Joyclub stellt viele seiner Mitglieder vor schier unlösbare Aufgaben. Dazu gehören (in keiner bestimmten Reihenfolge):
  • eine Bi-Maus zu finden (vorzugsweise süß, sexy oder klein)
  • sein Profil innerhalb von zwei Monaten vom Textgenerator zu befreien
  • Gesichter unkenntlich zu machen, ohne weiße Rechtecke zu benutzen
  • Clubmails ohne Schwanzfotos zu verschicken
Zu meinen persönlichen Herausforderungen gehörte es seit jeher, einen jungen Mann mit einem schönen Schwanz nur für mich zu finden und gnadenlos auszunutzen. Ich unternahm mehrere Versuche mit jungen und nicht jungen Männern, von denen keiner das mitbrachte, was meine Fantasie forderte. Dazu gehörte manches Mal auch ganz simpel eine Antwort nach dem ersten, vielversprechenden Date. Wer weiß, wie es hätte werden können, wenn sich der Markus damals gemeldet hätte...

Am letzten Sonntag passierte dann der kosmische Zwischenfall: Ich saß auf Philipps Bett und konnte mit ihm machen, was ich wollte. Zugegeben, Philipp war etwas zu alt, nämlich 29, um perfekt in mein Beuteschema zu passen, aber er war willig: Hose runter, Schwanz raus, Schwanz schön. Ich durfte mit seinem Freund spielen, wie es mir beliebte, während er sich entspannt zurücklehnte. Meine Hände, meine Lippen, meine Zunge - sein pralles Stück, fein geädert, kerzengerade. Und das alles ohne den üblichen Bullshit: kein Vorabtreff bei einer Orangina, keine Küssenwollen, keine Zweifel an der totalen Frauenlosigkeit unseres Projektes. Sein Haarwuchs störte mich nicht (warum eigentlich?), seine passiv-aggressive Ehefrau im Nebenzimmer auch nicht. Vor einem möglichen zweiten Treffen würde ich aber wenigstens den letzten Aspekt noch einmal zur Sprache bringen.

Am Ende wollte drückte ich mit einer Hand die richtigen Stellen seiner erotischen Nutzfläche, damit die andere Hand ihm kraftvoll die erhoffte Erleichterung bescheren konnte. Am höchsten Punkt zeigte sich die ganze Schönheit seines Schwanzes, so dass ich vor meinem geistigen Auge schnell den Fotoapparat zückte und mir die hoch aufgelösten Abzüge an meine Gedächtnispinnwand heftete.

Keine fünf Minuten später war ich schon auf dem Rückweg zu Tabsie, die gespannt zu Hause wartete. Jetzt machte ich mir auch Gedanken über die totale Frauenlosigkeit dieses Projektes: eigentlich schade drum.