Minnas Appetit

„Geiler als das klassische Sandwich finde ich doppelvaginal“, sprach die Minna beim Abendessen, so dass mir fast das Würstchen im Halse stecken blieb. Gut, ich wusste grundsätzlich von Minnas Eskapaden, die gern zu Würstchenpartys mit viel Sauce ausarteten, weil die Minna beileibe keine Vegetarierin ist, aber diese anatomische Offenheit kam dann doch überraschend. Eine Menge Gedanken-Ketchup schoß mir jetzt durch den Kopf:

Aber als Salami im Sandwich hast du auch deinen Spaß?

Doppelvaginal ist ja noch schwuler als ein Sandwich!

Mensch, Minna!

Die Minna ist auf einer Abenteuerreise durch die Wursttheken dieser Welt, und je mehr sie entdeckt, desto weiter will sie reisen. Sie erzählte an jenem Abend noch von ihrer Lust auf Mayonnaise, beichtete ihre Neugier auf eigentlich viel zu warmen Sekt und zeigte zum Dessert ihre jüngsten Food-Porn-Bilder her. Mit der Minna lässt es sich herrlich speisen!

Niemand hat die Absicht, einen Bademantel zu tragen

Mein schwuler Freund Markus hat den Körper und das Wesen eines gemütlichen Bären und das Gesicht eines fröhlichen Geierbabys. Ich zögerte also nicht lang, als Markus mich fragte, ob wir zusammen in die Gay-Sauna gehen wollen. Ich schuldete ihm noch einen Besuch bei der örtlichen Schaumparty, zu der ich es wegen Terminproblemen aber nie geschafft hatte. Da mich ein Blick in eine Schwulensauna samt Dark Room und Verrichtungskabinen sowieso reizte, konnte ich meine Schulden durch den Saunabesuch sehr bequem begleichen.

Wir trafen uns um 16 Uhr vor dem Eingang. Markus war dem freundlichen Herrn am Empfang schon bestens bekannt, für mich traf das aber nicht zu. Ich outete mich endgültig als blutiger Anfänger, als meine Frage nach einem Bademantel ungläubiges Staunen hervorrief. "Hier trägt niemand einen Bademantel", lächelte Markus mich breit an. Ich notierte Lektion 1: Schwulensaunawebsites kann man nicht trauen.

Mit einem Handtuch um die Hüfte ging es dann in den schummrigen und heißen Keller. Als Markus mich so knapp bekleidet sah, schätzte er, dass mich sicher zwei bis drei Kerle anmachen würden. "Die sollen nur kommen!", dachte ich freudigst.
Zunächste führte Markus mich herum, damit ich wusste, was es alles gab. Wir gingen an den zwei Saunakabinen vorbei, am Dampfbad, an den Liegeräumen, durch den Dark Room mit einem kurzen Zwischenstopp an der Liebesschaukel, vorbei an den Privaträumen (5 Euro extra) und den klitzekleinen Ficknischen für minimale Privatsphäre. Das alles hatten wir nach fünf Minuten durch, weil die Sauna gähnend leer war. Außer uns waren nur noch drei andere Typen dort, zwei mollige Mittvierziger und ein recht knackiger, aber schüchtern wirkender schlanker Bursche Anfang Dreißig. Dark Room, Kabinen, Liegen - alles schien verwaist zu sein. Das Wetter war wohl zu gut.

Markus und ich quatschten also über Gott und die Welt, während wir es uns gänzlich ungestört beim Schwitzen gemütlich machten. Auf dem Bildschirm an der Wand lief ein russischer Porno mit englischen Untertiteln, die ich mehr als überflüssig fand. Ich hätte auch ohne sie verstanden, dass die drei Jungs sich im Wald verlaufen hatten und nun nach Wegen suchten, sich das Unglück schön zu ficken.

Irgendwann lief dann der schlanke Bursche an uns vorbei. Mit seiner nonchalanten Geierart fragte Markus ihn, ob er uns nicht beim nächsten Saunagang Gesellschaft leisten wollte. Keine Minute später saßen Markus und ich mit Wolfram in der Saunakabine und schauten den nächsten Porno, diesmal eine französische Produktion, die in Nordafrika spielte. Markus interessierte sich aber eher für Wolframs Herkunft. Wolfram war Norweger, der seit seit 15 Jahren in Deutschland lebte und in Geschichte promovierte. Markus' Freude kannte keine Grenzen, denn er war selbst Historiker. Ohne Vorwarnung griff er Wolfram an den Schwanz. "Ich habe noch nie einen norwegischen Schwanz angefasst", freute er sich über seine gastfreundliche Geste. Sowas kann nur der Markus.

Wir tranken mit Wolfram noch ein Bier an der Bar, bevor ich mich verabschiedete. Mir war warm genug und die Sauna leider immer noch zu leer, als dass ich spannende Voyeursperspektiven für mich sah. Wolfram und Markus schienen noch bleiben zu wollen, aber eher im Barbereich als im Dark Room. Wir verabredeten uns lose zu einem baldigen Besuch in der anderen Gaysauna der Stadt - bei schlechtem Wetter und natürlich ohne Bademantel.

Zum Glück bin ich nicht (immer) hetero

Aus Spaß sage ich, dass mir vieles egal ist, wenn es mal wieder heißt: "Toni, warum bist du eigentlich immer so entspannt?" Nun kenne ich dank der Wissenschaft den wahren Grund. Kanadische Forscher haben herausgefunden, dass offen schwule und bisexuelle Männer geringere Mengen des Stresshormons Cortisol im Blut haben. Wer also sein Coming Out hatte, lebt entspannter.

Nehmen wir für einen Moment an, dass diese Studienergebnisse tatsächlich die Realität widerspiegeln (eine gewagte Annahme, ich weiß). Woran liegt es dann? Warum haben Heten mehr Stress? Bisher kenne ich drei Theorien:
  1. Tabsie vermutet, es liegt auch an den Genen, denn die sind eh Schuld dran.
  2. Dan Savage meint, dass heterosexuelle Männer mehr Stress mit ihrer sexuellen Identität haben, weil sie dauernd beweisen müssen, dass sie wirklich nicht auf Schwänze stehen. Das ist ja auch wirklich anstrengend.
  3. Stephen Colbert schließlich liefert die überzeugendste Begründung: Schwule sind so entspannt, weil sie nicht mit Frauen herumschlagen müssen. Macht Sinn.
 Weitere Hypothesen sind willkommen. Was denkt ihr? Und wie steht es um euer Cortisol-Level?