Vier Jahre mit RP

Der Spiegel ist Schuld. "Arthouse-Porno" und andere plakative Attribute verpasste Spiegel Online RP Kahls Bedways im Sommer 2010 für eine sehr verlockende Rezension. Kein Wunder, dass Tabsie und ich damals sofort Feuer und Flamme für den Film waren, befanden wir uns doch selbst in einer sexuellen Findungsphase mit Lust auf Popcorn. Also Hosen aus und rein in den Film!

Wer hätte damals gedacht, dass RP Kahls Arbeiten vor und nach Bedways vier Jahre später bei uns immer noch ein Thema sein würden? Das hängt sicherlich mit der Fülle an Werken zusammen, die rund um Bedways entstanden sind:

Die Uraufführung von RP Kahls REHEARSALS fand bei den Hofer Filmtagen am 25. Oktober 2012 statt. Sie bildet den Abschluss eines Kompendiums von Arbeiten Kahls in den Jahren 2006 bis 2012, die sich mit den Themen Begehren, Körperlichkeit und Sexualität beschäftigten und die Filme (Bedways, Miriam), Videokunstarbeiten (Nude. Women), Fotografien (Giddyheft-Shootings) und Performances (Rehearsals, Zürich) dieses Arbeitszeitraumes zusammenfasst.

Wir hatten ja keine Ahnung, wir wollten nur einen Arthouse-Porno schauen - mit Popcorn. Seitdem haben wir nicht nur seine zahlreichen Giddyheft-Shootings konsumiert, darunter als Highlight natürlich die Bilder von unserer herzallerliebsten Lucy *schmacht*, uns flatterten auch die Special Edition von Bedways und eine Aufzeichnung von REHEARSALS ins Haus. Ein Fest für Voyeure, kann ich euch sagen. Außerdem hatten wir im Rahmen eines Wurstfrühstücks die Gelegenheit, RP Kahl zu sämtlichen Schweinereien zu interviewen ("Warum sind auf deinen Bildern alle nackt?", "Steht RP wirklich für Richtig Porno?"). Selten hatte eine Spiegel-Rezension solche Folgen.

Wer sich für die Werke seit 2006 interessiert, kann sich über die drei Studio-Editionen REHEARSALS, NUDE.WOMEN und DARKROOM das große Ganze ins Haus holen. Die limitierten Editionen umfassen Kurzfilme, Videostills, Fotografien, verlängerte Szenen und Einblicke in seine Arbeit als Fotograf.
Besonders spannend fand ich ein Gespräch, das sich zwischen RP und seinem Modell Mara Morgan während eines Shootings im Züricher Museum of Porn entwickelt. Eigentlich nur als Ziel voyeuristischer Blicke vorgesehen, lässt sich Miss Morgan dazu überreden, im Rahmen einer Live-Performance mit den Zuschauern gegen Geld zu interagieren. Wer genug zahlt, darf alles mit ihr machen. War das Kunst oder Prostitution? Und wo war ich an dem Abend eigentlich?

Aus den Aufnahmen geht hervor, wie die einzelnen Teile dieses Werkes ineinander übergehen und welche spezielle Sichtweise RP Kahl im Kontext der oben genannten Themen einnimmt. Sicherlich ist nicht jeder Teil dieses Projektes so leicht und geil konsumierbar, wie Spiegel Online damals Bedways beschrieben hat, aber wer sich hier vom Künstler durch die Editionen leiten lässt, wird belohnt.

Details zu den Studio-Editionen gibt es unter http://rpkahl.bigcartel.com/

Gestern gesehen

Was ist unappetitlicher als ein dicklicher, ungepflegter und vor sich hin rotzender Mann, der gerade aus einem Pornokino kommt?

- Derselbe Typ mit einem Zewa an seinem Schuh.

Tonis Tipps für spielfreudige Paare

Inspiriert von unserem jüngsten Treffen mit Esther und Ferdi habe ich darüber nachgedacht, wie man ein erstes Kennenlernen zu viert außergewöhnlich gestalten kann. Es muss schließlich eine Welt jenseits des bekannten "Dann bis morgen um halb acht in der Pizzeria" geben.
Wie wäre es zum Beispiel mit den folgen Alternativen?

  • Das erste Treffen findet in zwei Cafés statt, jeweils zu zweit. Kein Paar verrät vorab, wer wohin geht (das war die Variante, die wir mit Esther und Ferdi gespielt haben).
  • Wir organisieren eine Autofahrt zu viert, nach deren Hälfte der Fahrer oder der Beifahrer mit einem Partner von der Rückbank die Plätze tauscht.
  • Umweltfreundlicher wäre eine (Rad-)Wanderung oder ein Spaziergang in zwei Zweiergruppen zum gleichen Ziel, aber über unterschiedliche Zwischenhalte. Die Halte können beliebig ausgewählte Orte sein: Eine Sitzbank am Waldesrand, ein See, ein Café, eine Wohnung, ein öffentliches Gebäude oder ein Park.
  • Wir gehen zu viert ins gleiche Kino, aber in unterschiedliche Filme. Hinterher setzen wir uns zu viert ins Kinocafé und berichten einander, bei wem das Popcorn zuerst geraschelt hat. Ganz Mutige gehen gleich ins Pornokino, dann leider ohne Popcorn.
  • Wer Schnitzeljagden mag und die passenden Ausrüstung hat, kann sich auch dem Geocaching in Zweiergruppen hingeben.
  • Oder wie wäre es mit einem Dinner im Dunkeln an zwei getrennten Tischen?
  • Wer lieber selbst kochen möchte, lädt zum Dinner zu sich nach Hause: Zwei kochen in der Küche, während die anderen Zwei sich im Nebenzimmer auf das Essen vorbereiten. Wenn das zu unfair ist, müssen die Letztgenannten am Tag danach backen, während die zwei Köche es sich derweil auf der Couch gemütlich machen.
  • Wir treffen uns am Fluss, jeweils zwei von uns auf einer Seite. Dann gehen wir spazieren. An jeder Brücke wird gewechselt. Achtung: nur möglich mit Fluss!
Aufmerksame Leser haben sicherlich gemerkt, dass viele dieser Szenarien in der freien Natur spielen. Wer gute Ideen für Innenraum-Spiele hat, möge sie hier mitteilen. Und Ideen fürs zweite Date sind ebenso gern gesehen.

Bitte folgen

Vielleicht hätte ich Verkehrspolizist werden sollen; Zugbegleiter oder Kartenabreißer hätten es auch getan, denn in diesen Jobs gehört es zum Alltag, Menschen zu kontrollieren. Und ich habe gerne die Kontrolle, vor allem beim Sex. Als Kartenabreißer könnte ich tagsüber Kontrolle (aus)üben, um sie nachts dann ganz pervers weiterzuführen - bloß ohne Kinoticket oder Popcorn.

Die Realität sind freilich anders aus: Da kontrolliert kein Kartenabreißer eine Horde 7-jähriger, die sich "Die Wilden Kerle 12" anschauen wollen. Und Kontrolle beim Sex ist auch weit komplexer als eine Verkehrskontrolle.

Kontrolle heißt für mich, dass ich den Takt vorgeben kann. Ich sage ihr, in welcher Stellung ich sie ficken will. Ich drücke ihr die Beine auseinander, wenn ich sie fingern will. Ich wechsle zwischen schnell und langsam, zwischen hart und weich. Dabei möchte ich jedoch keinen festen Plan verfolgen (ich bin ja kein Drehbuchautor), sondern ihre Reaktion beobachten und dadurch unser gemeinsames Spiel anpassen, bis wir unseren Rhythmus für diesen Fick gefunden haben. Passive Momente können durchaus dazugehören: Es wäre ja töricht, den Blowjob auf der Couch nicht entspannt zu genießen. Wichtig für meinen Kopf ist dabei nur, dass ich den nächsten Schritt vorgeben kann, wenn ich will.

Ist das noch Kontrolle oder schon Dominanz? Definitionsfragen interessieren mich hierbei ausnahmsweise gar nicht. "Dominanz" wird so vielfältig, widersprüchlich und teilweise beliebig verwendet, dass ich lieber von Kontrolle rede. Wenn ich behaupte, ich wäre beim Sex dominant, erzeuge ich damit eine Menge Erwartungen, die ich gar nicht erfüllen will. Außerdem ermöglicht mir der Begriff "Kontrolle" eine ganze Reihe fragwürdiger Wortspiele, siehe oben.

Ich habe gemerkt, dass ich den geilsten, heißesten und besten Sex dann habe, wenn es mir gelingt, diesen Kontrollwunsch auszuleben. Ich werde härter, ich ficke länger, ich lasse mich tiefer fallen, wenn mein Körper die Szenen umsetzen kann, die mein Kopf sich wünscht. Ja, das ist schwierig und funktioniert richtig gut nur selten. In der Regel ungeeignet sind gemütliche Gutenachtficks nach einem langen Arbeitstag, obwohl Tabsie und ich auch dort schon erfolgreich waren. Ob es mit der Explosion klappt oder nicht, hängt stark von unserer Tagesform ab. Wenn bei uns beiden alles passt, lässt sie sich von mir leiten und ich hole mir von ihr alles, was ich brauche.

Wahrscheinlich ist es dieser Wunsch nach Kontrolle, der mich bei unseren Ausschweifungen mit Anderen belastet. Wenn vier Leute in der Gleichung sind, vor allem noch ein zweiter Mann, dann kann ich naturgemäß nicht mehr alles kontrollieren. Es ist wie mit dem Kartenabreißer und der wilden Kinderhorde: Die Situation wird unübersichtlich und damit unkontrollierbar, weil viele Einzelinteressen ein ganz schönes Durcheinander erzeugen. "Ganz schön" ist noch eine Untertreibung, wenn drei, vier oder mehr Menschen ihre Körper zusammen Lust ausleben lassen, so dass sie sich in einem wilden, versauten und unordentlichen Fick vereinigen. Ich muss nur noch den Schalter in meinem Kopf finden, den ich umlegen kann, damit ich so eine Situation genauso auskoste, wie es sich gehört. Dieser Schalter entzieht sich bisher leider meiner Kontrolle. So etwas mag ich ja gar nicht.

Da fuck?